Konflikte lösen mit gewaltfreier Kommunikation

„Das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist nicht, Menschen und ihr Verhalten zu ändern, um unseren Willen durchzusetzen, sondern Beziehungen aufzubauen, die auf Ehrlichkeit und Empathie basieren, die schließlich die Bedürfnisse aller erfüllen.“

Marshall Rosenberg

 

In diesem Beitrag geht es darum, was man unter Gewaltfreier Kommunikation (GFK) von Marshall Rosenberg versteht, wie Sie diese Art der Kommunikation einsetzen und üben können.

Marshall B. Rosenberg war ein Schüler von Carl C. Rogers, dem Entwickler der „Klientenzentrierten Gesprächsführung“ und wurde auch von Mahatma Gandhi inspiriert. Die ethnischen Konflikte zwischen Schwarzen und Weißen in seiner Heimatstadt Detroit führten ihn zu zwei zentralen Fragen:

  • Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten?
  • Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwierigsten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben (Rosenberg, 2016, S. 17)?

Er erkannte, dass viele zwischenmenschliche Konflikte auf einem Mangel an Empathie und auf Missverständnissen beruhen, und entwickelte die Gewaltfreie Kommunikation, eine Methode, die es Menschen ermöglicht, sich ohne Gewalt mit anderen Menschen auszutauschen (Günther, 2024).

Die „Gewaltfreien Kommunikation“ hilft uns, mit uns selbst und unseren Mitmenschen so in Kontakt zu kommen, dass sich unsere natürliche Empathie wieder entfalten kann. Der entscheidende Einflussfaktor in der GFK ist die Sprache. Dabei zeigt uns die GFK, wie wir unser Sprechen und Zuhören verändern können, indem wir unser Bewusstsein auf vier Bereiche fokussieren: was wir beobachten, was wir fühlen, was wir brauchen und worum wir bitten, um unsere Lebensqualität zu verbessern. Die GFK fördert intensives Zuhören, Respekt und Empathie und erzeugt einen gegenseitigen Wunsch, von Herzen zu geben. Die einen nutzen die GFK, um sensibler mit sich selbst umzugehen, andere, um ihre persönlichen Beziehungen zu vertiefen, wieder andere, um bessere Kontakte am Arbeitsplatz oder in der Politik zu knüpfen. Weltweit wird die GFK eingesetzt, um bei Streitigkeiten und Konflikten auf allen Ebenen zu vermitteln (Rosenberg, 2016, S. 25)

 Zum Verständnis dessen, was GFK ist, benutzte Rosenberg zwei Metaphern aus der Tierwelt, die „Sprache der Wölfe“ und die „Sprache der Giraffen“.

Wenn wir uns in die Enge getrieben fühlen oder unter Stress stehen, greifen wir schnell zur „Wolfssprache“. Der Wolf knurrt, beißt oder zeigt die Zähne. Menschen, die in Wolfssprache sprechen, verteidigen sich, werten ab oder verurteilen. Außerdem sind sie so laut, dass sie ihr Gegenüber nicht hören, geschweige denn darauf reagieren können. Die „Giraffensprache“ hingegen steht für gewaltfreie Kommunikation. Dank ihres langen Halses kann die Giraffe die Situation von oben betrachten und eine andere Perspektive einnehmen. Außerdem hat sie ein großes Herz, mit dem sie besser auf die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Mitmenschen eingehen kann. In der Giraffensprache geht es nicht nur um bewusstes und aufmerksames Sprechen, sondern auch um Zuhören. Kommunikation ist immer ein Senden und Empfangen, ein Hören und Gehört werden. Wenn beides im Gleichgewicht ist, können wir Missverständnissen vorbeugen und Konflikte vermeiden (Günther, 2024).

Die GFK besteht aus den Komponenten:

  1. Beobachtungen
  2. Gefühle
  3. Bedürfnisse
  4. Bitten (Rosenberg, 2016, S. 21)

Das Konzept der GFK eignet sich, um die eigene Konfliktfähigkeit zu verbessern und in Konfliktsituationen klar zu kommunizieren, ohne das eigene Einfühlungsvermögen zu verlieren und den anderen zu verletzen.

Konkret verbesset GFK:

  • Die Empathie: Durch GFK schärfst man nicht nur seine Empathie für dich selbst, sondern auch für das Gegenüber.
  • Die Eigenverantwortung: Man sagt mehr, was man wirklich denkt, will und fühlt und übernimmt dadurch Verantwortung für sich selbst – ohne dabei den Anderen aus dem Blick zu verlieren.
  • Das Lösen von Konflikten: Sie können mit GFK Konflikte lösungsorientiert angehen und leichter bewältigen und dabei gelassener werden.
  • Die Teamfähigkeit: GFK hat positiven Effekte auf die Zusammenarbeit in professionellen Teams.
  • Die Emotionale Unabhängigkeit: GFK hilft die eigenen Bedürfnisse gegenüber anderen Menschen zu kommunizieren und in Situationen emotionaler Abhängigkeit zu vermeiden.
  • Grenzen zu setzen: Durch GFK lernen Sie, zu sich selbst zu stehen – ohne dabei den anderen aus dem Blick zu lassen. Das heißt, Grenzen zu setzen und konstruktiv ”Nein!” zu sagen.
  • Die Kreativität: In der GFK entstehen neue kreative Lösungen für Konflikte. Ausgangspunkt hierfür sind die Bedürfnisse der Konfliktpartner (Bloom, 2024).
  • In Anlehnung an die Komponenten erfolgt eine funktionierende GFK folgendem Prozess:

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (Rosenberg, 2017, S. 107)

 

Literaturverzeichnis

Bloom, C. (2024). Gewaltfreie Kommunikation: Konflikte in 4 Schritten lösen. https://chrisbloom.de/blog/gewaltfreie-kommunikation/

Günther, M. (2024). Gewaltfreie Kommunikation – Konflikte besser lösen. Pal Psychotipps. https://www.psychotipps.com/gewaltfreie-kommunikation.html

Rosenberg, M. B. (2016). Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (I. Holler, Übers.; 12., überarbeitete und erweiterte Auflage). Junfermann Verlag.

Rosenberg, M. B. (2017). Gewaltfreie Kommunikation und Macht: In Institutionen, Gesellschaft und Familie (P. Quast, Übers.). Junfermann Verlag.